GraviTrax unterscheidet sich in vielen Dingen von anderen Kugelbahnen. Hier gibt es den ultimativen Einblick in den Kugelbahnspaß von Ravensburger.
Der bekannte deutsche Spieleverlag Ravensburger ist weithin bekannt für seine Brett- bzw. Kartenspiele und Puzzles. Spätestens seit dem TipToi-Stift muss man Ravensburger aber auch in anderen Segmenten auf dem Schirm haben. Der Erfolg von GraviTrax kam für Ravensburger beim Erscheinen im Herbst 2017 scheinbar ziemlich überraschend. Das Kugelbahnsystem war schnell vergriffen und nur in diversen Online-Auktionen zu massiv überzogenen Preisen erhältlich. So viel Aufregung wegen einer Kugelbahn?
GraviTrax: Das Video zum Test
Gravitrax – Kugelbahn oder Experimentierkasten?
„Spielerisch Schwerkraft erleben“ prangt als Slogan auf dem Starter Set. GraviTrax richtet sich an Kinder ab 8 Jahren, aber auch Erwachsene können mit dem System viel Zeit verbringen. Ein durchdachtes System sorgt für vielfältige Aufbaumöglichkeiten eigener Kugelbahnen. Dabei geht es nicht nur bergab, die Kugeln können auch bergauf rollen. Das erfordert ein wenig Planung und Übung. Und Hirn. Aber fangen wir vorne an.
Das Starter-Set lässt bereits unausgepackt aufgrund des Gewichts erahnen, das hier etliche Teile enthalten sein müssen. Und dem ist auch so. Alle Teile sind in wohl sortiert in Beuteln verpackt.
- 4 Bodenplatten
- 2 transparente Ebenen
- 6 Kugeln
- 40 Höhensteine groß
- 12 Höhensteine klein
- 21 Kurven
- 3 Kreuzungen
- 2 Weichen
- 1 x 3-in-1 Sammler
Hinzu kommen noch ein Wirbel, der Startstein, die Gauß-Kanone und drei lange (3er-Länge), sechs mittellange (2er-Länge) und neun kurze Kunststoffschienen, ein Zieleinlauf und vier Basissteine mit passenden Einsätzen: Fänger, Freifall, Splash und Ziel.
Damit lässt sich schon so einiges bauen. Wer mehr will, kann zu den ebenfalls erhältlichen Erweiterungssets greifen. Doch dazu weiter unten mehr.
Das Kugelbahn-Fundament misst 64×64 Zentimeter
Die Basis für die Kugelbahn bilden vier Grundplatten, die wie ein Puzzle zusammengesteckt werden können. Das geht als Quadrat genauso wie auch in die Länge oder in die Breite. In den Grundplatten, die aus dicker Pappe (in etwa wie ein Spielbrett auch einem Gesellschaftsspiel) gefertigt sind, befinden sich vorgestanzte Sechsecke (Hexagon) und diese bilden zugleich auch das Stecksystem von GraviTrax. Tipp: Scheu nicht Arbeit, zunächst alle vorgestanzten Teile aus den Grundplatten zu entfernen. Später beim Aufbau der Kugelbahn nervt das ziemlich.
In die Sechsecke lassen sich die Bauteile der Bahn einstecken. Es ist ein bisschen wie Lego, alles passt durch dieses System zu- und ineinander und lässt sich beliebig kombinieren. Mit den Kunststoffschienen lassen sich bis zu drei Hexagonfelder überbrücken. Damit auch Steigungen mit den Schienen überwunden werden können bieten sowohl die Bausteine als auch die Schienen selber „etwas Luft“. Diagonal ist die Strecke länger, die Halterungen für die Schienen in den Bausteinen bieten dafür etwas Bewegungsspielraum.
Will es mal partout nicht passen, lassen sich mit den 12 kleinen Höhensteinen die Verhältnisse angleichen.
Es geht in die Höhe
Ganz ohne Gefälle kommt eine Kugelbahn nicht aus und so gibt es zwei Platten aus transparentem Kunststoff, die als Höhenebenen verwendet werden. Auch in diesen beiden Platten befindet sich das Hexagon-Muster, damit die Bauteile der Kugelbahn auch hier eingesetzt werden können. Die beiden transparenten Platten lassen sich übereinander aufbauen, jedoch sollte dann beachtet werden, die unterste zuerst mit den benötigten Bauteilen zu bestücken.
Für die nötige Erhöhung sorgen 40 graue Steine, die unterstützt werden von 12, etwas weniger hohen Bausteinen (dunkelgrau). Diese dienen unter anderem dazu ein kleines Gefälle zu erzeugen oder Längen auszugleichen, wenn die Schienen nicht richtig einhaken.
Erste Schritte mit der Bauanleitung
Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist eine Bauanleitung mit 9 verschiedenen Kugelbahnen. Diese zeigt Bild für Bild, an welcher Stelle welches Bauteil gesetzt werden muss. Ist der erste Bauvorschlag quasi in Sekunden aufgebaut, können für den angehenden Kugelbahnexperten beim letzten Bauplan schon mal über 10 Minuten ins Land gehen.
Alle Bahnen aus der Bauanleitung verfolgen natürlich den Zweck zu zeigen, was alles mit Gravitrax möglich ist.
Eine wirklich gute Idee ist der Startbaustein, in den gleich drei Kugeln auf einmal eingesetzt und durch Knopfdruck gestartet werden können. Klug konstruiert, sausen die drei Kugeln den gleichen Weg entlang, ohne sich dabei gegenseitig im Weg zu sein.
Genauso ist es aber auch möglich, die Kugeln in Abhängigkeit voneinander zu bringen. Und damit sind wir auch bei der Gauß-Kanone, einem kleinen Highlight des GraviTrax-Systems.
Feuer frei mit der Gauß-Kanone
Die Gaußkanone dient dazu die Kugeln auf ihrem Weg zu beschleunigen und ist Bestandteil des GraviTrax-Startersets. Durch diese Beschleunigung sausen die Kugeln nicht nur schneller durch die Bahn, sondern können auch Steigungen erklimmen. Ein durchaus interessanter Aspekt.
Was ist eine Gauß-Kanone? Achtung! Jetzt wird es lehrreich. Johann Carl Friedrich Gauß war ein deutscher Mathematiker, von 1777 bis 1855 gelebt hat. Nach ihm wurde die Gaußkanone benannt, deren Prinzip er entdeckte.
Das Prinzip der Gaußkanone ist einfach: Hinter zwei aneinanderliegenden Stahlkugeln wird ein Neodym-Magnet platziert. Stößt nun eine weitere Stahlkugel an die Rückseite des Neodym-Magneten, wird dieser Stoß durch die Magnetwirkung noch verstärkt. Jedoch kann weder der Magnet, noch die erste Stahlkugel „irgendwo hin“, also überträgt sich der Kraftimpuls mit voller Wucht auf erste freiligende Stahlkugel – und schießt mit hoher Geschwindigkeit davon.
Mit diesem Prinzip können durchaus gefährliche Dinge fabriziert werden, die Gauß-Kanone der GraviTrax-Kugelbahn ist aber nicht kräftig genug, die Kugeln können bei falscher Bauweise maximal aus der Bahn fliegen.
Für den Einsatz der Gaußkanone ist also die Verwendung von mindestens drei Kugeln erforderlich. Mindestens Zwei müssen vor der Kanone liegen, und eine muss von hinten darauf zurollen um die Kanone auszulösen.
Für mehrfaches Einsetzen eignet sich die Gaußkanone nur bedingt, es sei denn man ist schnell genug um während des Kugellaufs die als Beschleuniger dienende Kugel vom Magneten zu entfernen. Was sich als durchaus störrisch erweisen kann. Die Haftung des Magneten ist schon sehr stark.
Trichter, Löcher, Weichen und Kreuzungen
Damit die Kugeln vom Startpunkt aus nach unten befördert werden, gibt es nicht nur die Schienenelemente. Vier Basissteine, davon drei mit offenem Boden, lassen sich mit verschiedenen Einsätzen bestücken. Der Freifall lässt die Kugel nach unten fallen. Für ein weiteres, reibungsloses Fortlaufen der Kugel ist dann ein passendes Gegenstück direkt unter dem Freifall erforderlich. Dafür bietet sich der Fänger an. Dieser fängt die Kugel ein und leitet sie zuverlässig in den weiteren Verlauf der GraviTrax-Bahn.
In dieser Kombination funktioniert aber auch Splash-Einsatz. In diesem können bis zu drei Kugeln positioniert werden, die dann von der herabfallenden Kugel angestoßen und auf den Weg geschickt werden.
Ganz ohne Einsatz funktioniert der Wirbelbaustein. Er hat zwei Zugänge und in der Mitte ein Loch. Die hier einrollenden Kugeln haben keine Wahl, als zwangsweise nach unten zu fallen. Der Wirbel sorgt aber nicht für einen sofortigen Absturz, sondern zögert diesen noch einen Moment hinaus.
Soll eine Kugel den Bahnverlauf kreuzen und ist das nicht durch eine Brückenkonstruktion machbar, bietet sich zu diesem Zweck eine der drei Kreuzungen an.
Die zwei Weichenbausteine erfüllen gleich zweierlei Zweck. Sie können einerseits dazu dienen, zwei Bahnläufe zu einem zu verbinden. Oder, mit einem grünen Weichenkopf ausgestattet, dienen sie als Weiche. Läuft die erste Kugel hindurch, verstellt sie die Weiche für die nachfolgende Kugel in die andere Richtung.
24 Aufgaben zum Eingewöhnen
Zusätzlich zu den Bauanleitungen für 9 Bahnen in verschiedenen Größen und Schwierigkeitsgraden, bietet die Bauanleitung noch 24 Aufgabenstellungen, die gelöst werden müssen.
Die Aufgabe wird als Bauplan dargestellt, der aber nicht korrekt ist und daher korrigiert werden muss. Die dafür benötigten Bauteile werden darüber angezeigt. Die Aufgaben kommen aus vier „Themengebieten“:
- Richtige Höhen
Die Höhensteine müssen richtig eingesetzt werden - Fehlende Schienen
Die passenden Schienen müssen eingesetzt werden - Fehlende Elemente
Bausteine fehlen – welche sind es wohl? - Richtige Reihenfolge
Bahnen nachbauen und überlegen, was wohl passieren wird
Die Aufgaben beginnen sehr einfach, werden später aber natürlich verzwickter. Auch dienen sie dazu, den Umgang und die Eigenschaften von GraviTrax besser kennen zu lernen.
Die Erweiterungen
Für mehr Action und größere Kugelbahnen bietet Ravensburger diverse Erweiterungen an. Diese Action-Erweiterungen sind nur separat erhältlich und nicht im Starter-Set enthalten.
Die folgenden Erweiterungen haben wir uns bei coogelbahn.de bereits angesehen:
Fazit: Rundum empfehlenswerte Kugelbahn
GraviTrax von Ravensburger bietet mit dem Starterset viele Möglichkeiten, eigene Kugelbahnen zu erschaffen. Die Aufbaumöglichkeiten sind vielfältig. Die Gaußkanone ist dabei so etwas wie das Highlight, es ist schon erstaunlich mit welcher Geschwindigkeit die Kugeln losgeschossen werden. Die Aufbauanleitungen sind gut bebildert und leicht verständlich, insgesamt ist das Konzept der Bahn schnell erschlossen.
Gibt es auch negative Dinge? Schön wäre es, Bahnen bauen zu können, die einfach ohne weiteres Zutun endlos durchlaufen können.
Im ersten Gedankengang eignet sich dazu ja die Gaußkanone, aber diese muss immer manuell „nachgeladen“ werden, was einen Automatismus unmöglich macht.
Ein automatischer Aufzug wäre also nicht schlecht, hier käme dann aber nur ebenfalls eine Erweiterung ins Spiel. Man darf also gespannt sein, was Ravensburger für GraviTrax noch so liefern wird.